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Es werden Posts vom November, 2022 angezeigt.

Tijan Sila - Die Fahne der Wünsche

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Nachdem ich den ersten Roman von Tijan Sila "Tierchen unlimited" bereits gelesen hatte, habe ich mich nun dem zweiten Roman zugewandt. Beide Bücher konnte ich gebraucht kaufen, daher waren sie günstig und lagen hier, noch gar nicht so lange, auf einem meiner Bücherstapel. Kurz zu Tierchen unlimited: Das Buch habe ich an einem Abend, in einem Rutsch, durchgelesen. Es ist eine gute Geschichte, mit viel Humor aber auch einer gewissen Tiefe die man hineininterpretieren kann. Sehr angenehmer Schreibstil und gut aufgebaut. Den Eintrag hier bekommt aber das zweite Buch vom Autor: Die Fahne der Wünsche.  Man begleitet den 16-jährigen Ambrosio, der in einem Land namens Crocutanien lebt, das am Rande Europas liegt. Crocutanien ist ein totalitär geführtes Land und es regiert eine Partei die dem Spiroismus anhängt. Klingt alles etwas abgefahren. Die Einführung in das System was dort herrscht, wird aber relativ schnell klar. Schließlich sitzt Ambrosio mittendrin. Er ist ein Rennradfahrer,...

Aleksandar Tišma - Das Buch Blam

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  Direkt vorab: Das ist eines der besten Bücher das ich je gelesen habe.  Es geht um die Geschichte von Miroslav Blam, seinen Eltern, seiner Schwester, seinen Freunden und seiner Ehe. Zeitrahmen des Ganzen ist der zweite Weltkrieg und die 50er Jahre. Ort des Geschehens ist Novi Sad, eine Stadt an der Donau im Norden von Serbien. Die Familie Blam ist jüdisch, lediglich Miroslav Blam, der Protagonist im Buch, heiratet eine christliche Frau und wechselt auch offiziell, durch eine schnell durchgeführte Taufe, den Glauben. Die Deportation bleibt ihm dadurch erspart. Ein großer Themenblock ist auch die von den Deutschen und Ungarn durchgeführte Razzia in Novi Sad. Das ist der Teil, bei dem mir das Herz ziemlich schwer wurde. Die Seiten des Buches fliegen nur so dahin, während man voller Eile und Hektik alle Schicksale der mit Blam verbundenen Personen erzählt bekommt. Soviele Dinge die einem dabei durch den Kopf gehen. All die Gewalt, die Tragik, die Hoffnungslosigkeit und vor allem...

Die Gehypden und die Unfertigen #1

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Es ist nicht alles immer Hochliteratur oder sorgt für Begeisterung. Nachdem ich in den letzten Tagen einige zeitgenössische und gehypde Bücher gelesen habe, ist das für mich nun der Anlass euch einfach mal zu zeigen was bei mir so liegenbleibt oder nicht gefällt. Wir gehen rein.    Andrea Abreu - So forsch, so furchtlos  Schwierig. Das Buch wurde so gehyped und ist mir in einer Insta Story begegnet. Dort war es als Buch des Jahres betitelt. Selbst auf dem Bucheinband steht bahnbrechendes Debut. Habe es dann gebraucht für 7€ oder 8€ gekauft und die Tage gelesen. Es geht um eine Freundschaft zweier Mädchen (10 Jahre alt) eines Sommers auf Gran Canaria, wo die beiden leben.   Die Geschichte an sich ist okay. Zwei Kapitel haben keinerlei Satzzeichen und es ist alles klein geschrieben. Mich hat es komplett aus dem Lesefluss getreten aber eventuell will mir die Autorin damit auch irgendwas verdeutlichen, dass sich mir einfach nicht erschließt. Und da ist auch schon ein Pun...

Alice Bota - Die Frauen von Belarus

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  Von Revolution, Mut und dem Drang nach Freiheit  Im August 2020 fing es an. Nach den gefälschten Präsidentsschaftswahlen startet eine riesige Protestwelle in Belarus. Nicht nur in der Hauptstadt Minsk, sondern landesweit. Gewerkschaften legen ihre Arbeit nieder, tausende Menschen gehen auf die Straße und protestieren, eine Aufbruchstimmung die es in der breiten Masse so vorher nicht gab. Zeit für einen Wechsel, die Marionette Putins, Präsident Lukashenko sollte endlich den Weg frei machen für freie Wahlen und ein unabhängiges Belarus.  Das von Lukashenko geführte Regime schlägt die Proteste mit aller Brutalität nieder. Es gibt Tote, Bilder von Gewalt, Folter und Willkür bahnen sich den Weg auf Twitter und sind für alle sichtbar. In diesen Tagen des Protests konnte ich das Handy nicht weglegen, ich war gefühlt live dabei. Und ich hatte Angst. Angst um die mutigen Menschen, die friedlich für ihr Recht auf freie Wahlen auf die Straße gehen. Angst um die Menschen die festge...

Matthias Nawrat - Die vielen Tode unseres Opas Jurek

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  Das hier ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher was den Schreibstil angeht. Es ist eine tragikomische Geschichte über eine Familie aus Polen, die es von Warschau ins oberschlesische Opole führt. Die Stadt wurde vom Krieg zerstört und dort baut sich Opa Jurek eine neue Existenz auf. Seine Kinder werden später nach Deutschland gehen.  Um mal etwas genauer zu zeigen, warum dieser Schreibstil so besonders ist, hier ein grobes Beispiel. Opa Jurek wurde in ein Arbeitslager gesteckt und dort ist er fast verhungert. Seinen Kindern und Enkeln sagt er das nie direkt. Auch die Gewalt die ihm dort angetan wurde, redet er immer etwas klein. Die Aufseher hatten auch ihre Anweisungen, er hat bestimmt nicht mit Absicht das Gewehr auf den Kopf eines Gefangenen fallen lassen. Er umschreibt alles, auch das er Jahre später noch Nahrung hortet und ihm essen so wichtig ist, wird nie direkt benannt oder begründet. Als Leser/in sitzt man aber vor diesem Buch und füllt den leeren Raum oder die D...

Podcast Tipp #4 Weltspiegel Podcast

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  Der Weltspiegel Podcast bedeutet für mich: Wochenende. Seit gut einem halben Jahr habe ich die Routine am Samstag oder Sonntag in der Küche rumzusitzen und mir eine halbe Stunde lang anzuhören, was mir dort erzählt wird.  Es ist kein News Podcast im eigentlichen Sinne sondern widmet sich immer einem Thema, dass in den regulären Nachrichten entweder nicht auftaucht oder nur einen kleinen Slot bekommt. Zu den Themen werden dann von der Moderation die Auslandskorrespondent/innen der ARD befragt und die geben ihr Wissen gern weiter wo auch immer in der Welt sie gerade sind.   Das Themenspektrum ist dementsprechend auch sehr weit gefasst. Jeden Samstag erscheint eine neue Folge. In dieser Woche (05.11.2022) gab es das Thema: Sturm, Dürre, Überflutung: Wer zahlt für die Klimakrise?  Wusstet ihr zum Beispiel, dass es in Guatemala nun ein Pilotprojekt mit Mikroversicherungen gibt, die lokalen Bauern und Bäuerinnen beim Ernteausfall auf Grund von Hurrikanes oder Dürren...

Sam Kean - Doppelhelix hält besser

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  Erstaunliches aus der Welt der Genetik  Es war mal wieder Zeit für etwas Fachliteratur. Aber nicht so richtig schlimm theorielastig, sondern jeder Fachbereich eingebettet in eine Geschichte, die durch die Theorie begleitet. Das macht es gut zu lesen und hilft unheimlich beim verstehen, der Prozesse in der Zelle aber auch in der Forschung allgemein. Ich wusste zum Beispiel, dass Mendel Erbsen gezüchtet und erkannt hat, dass es dominante und rezessive Merkmale gibt (Das mit den Genen war da alles noch nicht so klar wie heute). Das er ein streitlustiger Weirdo war und das Kloster, dessen Vorstand er war, all seine Unterlagen nach seinem Tod verbrannt hat, wusste ich nicht. Mitochondrien, klingelt da was? Die Energiequelle für Zellen, war ein Virus der sich in den Einzeller eingenistet hat und damit genug Energie lieferte um die Kopien der DNA anzufertigen um dann die Zellteilung voranzutreiben.  Woher kommen unsere Gene und was bedeuten diese genau? X und Y Chromosomen, mR...