Sam Kean - Doppelhelix hält besser

 


Erstaunliches aus der Welt der Genetik 


Es war mal wieder Zeit für etwas Fachliteratur. Aber nicht so richtig schlimm theorielastig, sondern jeder Fachbereich eingebettet in eine Geschichte, die durch die Theorie begleitet. Das macht es gut zu lesen und hilft unheimlich beim verstehen, der Prozesse in der Zelle aber auch in der Forschung allgemein.

Ich wusste zum Beispiel, dass Mendel Erbsen gezüchtet und erkannt hat, dass es dominante und rezessive Merkmale gibt (Das mit den Genen war da alles noch nicht so klar wie heute). Das er ein streitlustiger Weirdo war und das Kloster, dessen Vorstand er war, all seine Unterlagen nach seinem Tod verbrannt hat, wusste ich nicht. Mitochondrien, klingelt da was? Die Energiequelle für Zellen, war ein Virus der sich in den Einzeller eingenistet hat und damit genug Energie lieferte um die Kopien der DNA anzufertigen um dann die Zellteilung voranzutreiben.  Woher kommen unsere Gene und was bedeuten diese genau? X und Y Chromosomen, mRNA, RNA und soviel mehr. Seit dem Human Genome Project und dem dazugehörigen Streit von Wissenschaftlern (der ziemlich abgefahren ist, wird im Buch in einem eigenen Kapitel erzählt) hat sich die Geschwindigkeit in der man die genetischen Informationen eines Menschen zur Verfügung gestellt bekommt, von mehreren Jahren auf wenige Monate heruntergelevelt. Dann kann man sich auch als Privatperson, mit dem nötigen Kleingeld, seine A, C, T und G Verbindungen anschauen. Nur die Auswertung ist schwierig. Denn das menschliche Genom umfasst etwa drei Milliarden Basenpaare. Was genau davon aber die codierende DNA ist, weiß man nicht genau. Ich wusste zum Beispiel auch nicht, dass Einsteins Gehirn, nach seinem Tod, von dem zuständigen Gerichtsmediziner geklaut worden ist. 

Und noch kurz für den Überblick: Gene sind in den Chromosomen enthalten. Die Chromosome enthalten etwa 100 bis mehrere tausend Gene. Jede normale menschliche Zelle besteht aus 23 Chromosomenpaaren, sprich 46 Chromosomen die regeln, die sich kopieren, die Arbeiten um uns am Leben zu halten. Die Mutationen, Fehlkopien oder falsch angeordneten Basen und deren Auswirkungen, werden auch im Buch anhand von Fallbeispielen erklärt. Schimpansen und Gorillas haben 48 Chromosomen. Da war doch mal was mit Evolution und Abstammung, warum haben wir Menschen zwei Chromosomen weniger und wäre es möglich, dass wir in Zukunft zwei wieder dazubekommen? Wird auch im Buch beschrieben und ist sehr spannend. 

Mir macht es unheimlich Spaß in diese Bereiche reinzuschauen, vor allem, wenn man wie hier einen Autor hat, der einen an die Hand nimmt und die Theorie gut darstellt und immer mit einem Bezug zur greifbaren Realität. Da wird es mit dem verstehen deutlich einfacher (zumindest grob, eine Diskussion mit einem Biologen, einer Biologin oder einem Genetiker, einer Genetikerin würde ich mir nicht zutrauen). Damit ihr auch einen Überblick habt, hier kurz die Titel der übergeordneten Kapitel: 

1. A, C, G, T und Sie - Wie man eine genetische Partitur liest 

2. Unsere animalische Vergangenheit: Dinge herstellen, die krabbeln, toben und töten

3. Gene und Genies: Wie die Menschen allzu menschlich wurden

4. Das Orakel der DNA: Die Genetik in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Wenn also jemand von euch einen Ausflug in die Genetik oder allgemein Biologie und Wissenschaftsgeschichte machen möchte, das Buch von Sam Kean ist ein sehr guter Überblick, der sich schön lesen lässt und man fühlt sich nach jedem Kapitel etwas schlauer. Richtig gut. 

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