Die Gehypden und die Unfertigen #1

Es ist nicht alles immer Hochliteratur oder sorgt für Begeisterung. Nachdem ich in den letzten Tagen einige zeitgenössische und gehypde Bücher gelesen habe, ist das für mich nun der Anlass euch einfach mal zu zeigen was bei mir so liegenbleibt oder nicht gefällt. Wir gehen rein. 

 

Andrea Abreu - So forsch, so furchtlos 

Schwierig. Das Buch wurde so gehyped und ist mir in einer Insta Story begegnet. Dort war es als Buch des Jahres betitelt. Selbst auf dem Bucheinband steht bahnbrechendes Debut. Habe es dann gebraucht für 7€ oder 8€ gekauft und die Tage gelesen. Es geht um eine Freundschaft zweier Mädchen (10 Jahre alt) eines Sommers auf Gran Canaria, wo die beiden leben.  

Die Geschichte an sich ist okay. Zwei Kapitel haben keinerlei Satzzeichen und es ist alles klein geschrieben. Mich hat es komplett aus dem Lesefluss getreten aber eventuell will mir die Autorin damit auch irgendwas verdeutlichen, dass sich mir einfach nicht erschließt. Und da ist auch schon ein Punkt der mich dezent genervt hat, man kann ganz viele Dinge reininterpretieren aber ob das wirklich alles so tief gemeint ist, kann ich mir nur schwer vorstellen. Wahrscheinlich wären seitenweise Literaturanalysen für dieses Buch möglich. Es catched mich aber einfach nicht. Zu vulgär, viel zu sexualisiert, viel zu doll und gleichzeitig so unspektakulär. Ich vermute, dass es ein Buch ist, dass besprochen werden will. Von Essverhalten bis Kindheitstraumas. In Buchclubs oder Ähnlichem dürfte das alles für einigen Gesprächsstoff sorgen aber in meinem Fall, fühlt es sich eher wie ein Coffee Table Book an. Man kann damit angeben, wenn das Buch im Regal steht oder auf dem Tisch liegt. Zudem muss ich gestehen, dass ich keinerlei Lust habe, die Geschichte auseinanderzunehmen, geschweige denn zu analysieren. Wenn das jemand haben möchte, gerne. Ansonsten wird es bei Zeit im lokalen Bücherschrank landen. Hier kommt niemand und bestaunt meine Bücherregale, daher kann ich nicht mal damit angeben. 

 

Victor Jestin - Hitze

Das ist der Debutroman von Jestin und wird als furios bezeichnet. Fertig gelesen und ja... es ist einfach komplett weird. Die Story ist komplett irre und das im Rahmen eines Camping Sommerurlaubs eines 17-jährigen der mit seiner Familie in der Hitze des Hochsommers einen Tag lang den Leser/die Leserin mit sich herumträgt. Es sind knapp 150 Seiten, wenn ihr es günstig bekommen könnt nehmt es ruhig mit. Ich möchte die Story hier gar nicht groß spoilern, denn es hat im Grunde nur den einen Handlungsstrang um den sich alles dreht. Es ist ziemlich abgedreht aber gleichzeitig geht es weiter als wäre nichts gewesen.  Und auch in diesem Roman geht es um Sex und Masturbation. Mein Eindruck: Ohne Sex oder Sexualisierung im allgemeinen geht es scheinbar heutzutage nicht mehr. Ich bin nicht verklemmt und die Generationen nach mir legen wahrscheinlich einen anderen Wert auf die eigene Sexualität aber mir ist das manchmal zuviel. Da sind die literarischen Geschmäcker aber verschieden, dass seh ich ein. Warum das Buch so gehyped wird, erschließt sich mir nicht. Vielleicht ist es die Mischung aus Pubertät, Sommer/Hitze, Sex, Alltag und Tod. Eventuell auch, weil die Geschichte so weird ist und es einige Fragen offen lässt über die man wunderbar debattieren könnte. Ich weiß es nicht und vielleicht verstehe ich das Alles auch einfach nicht. Das hier sind nur meine 2 Cent.

 

Rolf Heilmann - Eine Anleitung zum schnellen Denken Mit Physik zum Erfolg

Kommen wir zu den Unfertigen. Das Buch habe ich angefangen, da ich es günstig irgendwo geschossen habe. Klingt ja auch erstmal nicht schlecht. Auf Seite 20 geht es dann los... Ein Sternchen im Text und folgender Hinweis dann unten als Fußnote: In Deutschland stehen nur ca. 13% erwerbstätige Physikerinnen rund 87% Physikern gegenüber. Der Einfachheit halber benutze ich deshalb mitunter nur die männliche Berufsbezeichnung. Ich hoffe, meine Kolleginnen sehen dies nicht nicht als mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit.  

Ich hätte weniger Probleme damit, wenn er einfach durchgängig die männliche Bezeichnung verwendet als dieser bescheuerte Hinweis, warum er es macht. Die Genderdebatte will ich hier gar nicht aufmachen. Es kann jeder machen wie er/sie möchte. Ich versuche drauf zu achten die männliche und die weibliche Form zu nutzen. Manchmal rutscht es mir auch durch aber Sprache befindet sich immer im Wandel. Wenn du genderst, ist okay und wenn du es nicht nutzen möchtest, kannst du das auch ohne Hinweis auf die "Übermacht" der männlichen Kollegen machen. 

On top hat dieses Buch den Vibe, dass auf der nächsten Seite der Hinweis kommt: Man muss allen Menschen zuhören und alle Ansichten ernst nehmen. Und dabei meine ich natürlich rechts zu verordnende Ansichten. Es steht da nicht drin aber man bekommt das Gefühl, auf der nächsten Seite steht es dann auch geschrieben. Hierbei handelt es sich nur um meinen Eindruck. Ich will dem Autor da nichts anhängen. Schließlich hab ich es noch nicht zu Ende gelesen, es ist nur das was ich befürchte auf Grund des bisher Gelesenen. Das Buch liegt daher seit einigen Monaten an verschiedenen Stellen herum, mit einem Lesezeichen auf Seite 58. Vielleicht les ich es noch zu Ende, ich weiß es nicht. 

 

Brian Clegg - Eine kleine Geschichte der Unendlichkeit 

Das ist ein Buch zur mathematischen Verwendung von Unendlichkeit. Ist für mich interessant, da ich mich gern in Themen einarbeite. Dabei habe ich kaum Ahnung von Mathematik. Liebe dieses Nischenwissen aber so sehr, dass ich mir zwischendurch gerne eine Ladung Theorie gebe, wo ich im ersten Anlauf maximal die Hälfte verstehe. Ich trage dann lauter Fragen mit mir herum, die manchmal durch andere Bücher oder durch Nachfragen bei Expert/innen gelöst werden. 

(Beispiel für sowas: Es gibt ein Feynman Diagramm das zeigt wie ein Elektron und ein Positron aufeinandertreffen, sich auslöschen und dabei ein Photon herauskommt. Hat mich komplett irre gemacht, denn wie zur Hölle löschen sich die beiden Teilchen aus, es kommt aber was dabei raus, dann ist es doch keine Auslöschung? Das hab ich einige Zeit mit mir rumgetragen, habe dann meine Gedanken einem Physiker geschrieben, der antwortete: Was ist die Frage? Ähm ja, löschen sich ein Elektron und Positron wirklich aus, denn es kommt ja ein Photon raus? Antwort: Ja. Gut da kam ich nicht weiter. Dann habe ich ein Buch zur String Theorie angefangen. Und da stand dann irgendwo der Satz: Ein Photon hat keine Masse. Zack, Frage beantwortet, alles fällt an seinen Platz und ergibt Sinn. Wegen dieser Momente gönn ich mir reine Theoriebücher. 

Zurück zum Buch von Clegg. Es ist auch eines der Unfertigen. Das ist aber nicht dem Thema geschuldet sondern der Übersetzung aus dem Englischen, die mir hier vorliegt. Auf Seite 17 wird einfach mal das "N" Wort gedropped um den Bezug zu einem Kinderreim herzustellen. Keine Ahnung, wer genau es war, Übersetzerin Monika Niehaus oder Übersetzer Bernd Schuh sind beide vorn im Buch genannt. Es ist von 2015 und auch da sollte man schon soviel Verstand beisammen haben, dass man dieses Wort nicht benutzt, vor allem wie hier auch ohne Not und Nutzen. Geht mir das auf die Nerven! Daher liegt das Buch auch schon seit einiger Zeit auf der Fensterbank rum, mit einem Lesezeichen auf Seite 57.  Eventuell werde ich es irgendwann fertig lesen. Nicht sicher. 

 

Janina Findeisen - Mein Zimmer im Haus des Krieges - 351 Tage gefangen in Syrien

Das ist ein Buch, dass ich auch günstig mitbestellt habe, 4€ oder 5€ waren es. Nicht die Welt und grob kannte ich die Geschichte schon, da ich einen Podcast  gehört habe, in dem die Autorin interviewed wurde (Folge 1 hier & Folge 2 hier). Vielleicht war das der Fehler, ich weiß es nicht. Ich halte mich für eine gute Zuhörerin und ich gebe mir wirklich Mühe, ruhig zuzuhören und den Leuten nicht in die Erzählung zu grätschen. Unvoreingenommen. Und diese Unvoreingenommenheit geht mir hier einfach komplett ab. Ich bekomme es einfach nicht ausgeblendet. Im Podcast okay, hab ich zugehört. Beim lesen des Buches wabert mir die ganze Zeit im Kopf herum: "Warum? Warum zur Hölle gehst du ohne Garantien, ohne Versicherungen, ohne irgendwas illegal nach Syrien?" 

Versteht mich nicht falsch, ich bin froh, dass sie letztendlich rausgehebelt werden konnte. Das ihr Sohn gesund zur Welt gekommen ist, dass sie nun ihr Leben in Deutschland weiterleben kann aber ich kann mich einfach nicht unvoreingenommen an dieses Buch setzen. Daher ist es auch in der Abteilung Unfertig gelandet, leider schon nach 37 Seiten. Ich bekomme es einfach nicht hin. Zudem nennt sie den Krieg "Bürgerkrieg" und das Wording passt mir nicht. Es wird auch im lokalen Bücherschrank einen neuen Besitzer oder Besitzerin finden, der/die sich das ohne Vorwissen durchlesen kann. Im Grunde ist es nicht fair, dass ich es nicht fertig lese aber in diesem speziellen Fall geht es einfach nicht. Wenn euch die Geschichte an sich interessiert, empfehle ich die oben verlinkten Folgen vom Podcast Elementarfragen.

 

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