Dmitrij Kapitelman - Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters
Das zweite Buch, dass ich von Dmitrij nun gelesen habe. „Eine Formalie in Kiew“ war das erste Buch. Dieser Titel hier ist sein Debütroman. Und was für einer.
Kurz umrissen, Dmitrij wird in der Ukraine geboren. Sein Vater ist (nicht praktizierender) Jude und seine Mutter eine Nicht-Jüdin aus Moldawien. Mit acht Jahren wandern die Kapitelmans nach Deutschland aus, in den tiefsten Osten. Dmitrijs Kindheit wird von Rassismus, Gewalt und Nazis in Grünau bestimmt. Diese Zeit hängt ihm noch lange nach.
Mit 28 entscheidet er sich, mit seinem Vater eine Reise nach Israel anzutreten. Alles um seinen Vater ein wenig aus der Reserve zu locken, denn dieser ist in Deutschland nie richtig angekommen. Außerdem geht es um die Identitätssuche, viele Diskussionen mit dem inneren Monolog (der hier schön als Gerichtsszene ausgearbeitet wird) und dem ständigen hinterfragen der Ängste und Ressentiments die man mit sich herumträgt.
Das alles nicht zu bieder, mit einem feinen Humor, schönen Szenen und einem Schreibstil, der die Leser und Leserinnen ganz entspannt durch den Selbst- und Vaterfindungsurlaub schiebt. Die Perspektive macht hier eine ganze Menge aus, denn es geht um Dmitrij und ob er ein Jude zweiter Klasse ist oder nicht. Es geht um diverse Facetten von Rassismus. Viele Fragen, viele Orte mit unterschiedlichen Ansichten werden beschrieben und machen dieses Buch zu einem sehr angenehmen Lesetrip.
Uneingeschränkte Empfehlung.
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