Jonathan Franzen - Freiheit

 

731 Seiten. Das war wohl der Grund, warum dieses Buch ein paar Jahre auf einem Stapel hier in der Wohnung verbracht hat. Ich habe mich nun, die letzten drei Tage rangesetzt und hatte seit langem wieder genau das, was ich in einem Roman immer suche: eine richtig gut ausgearbeitete Geschichte. Eine Familie die durch die Irrungen und Wirrungen eines gemeinsamen Lebens in Amerika geht. Dabei so gut geschrieben und mit wenig Klischees zugestopft, dass ich das Buch einfach kaum aus der Hand gelegt habe. 

Von den 1970ern bis in die 2000er Jahre wird hier die Kernfamilie von Patty und Walter begleitet. Die beiden lernen sich an der Uni durch einen gemeinsamen Bekannten, Richard Katz - Musiker, kennen. Dieses Dreieck wird im Verlauf noch mehr als wichtig und wird ziemlich detailliert aufgedröselt. Ich liebe alles daran, da der Autor sich von den gängigen Konventionen löst und die Kitschigkeit weglässt. Der klassische Familienroman ist mit diesem Buch in der Moderne angekommen. Die beiden Kinder von Walter & Patty Berglund sind Jessica und Joey. Die beiden, sowie die erweiterten Familienzweige, werden immer mal wieder mit einbezogen und bekommen eigene Kapitel. Alle bekommen ihren Platz und diese Geschichte braucht eben den Platz auf sovielen Seiten. Details, Verbindungen, Zeitsprünge, Innenansichten der Charaktere - es ist alles da und es macht Spaß die Details zu finden und all die Informationen zu bekommen. Zudem steht man als Leser oder Leserin immer wieder vor der Herausforderung die Charaktere neu einzuordnen, in moralischer Hinsicht. 

Tragik, pure Berechenbarkeit, viel moralisch verwerfliches, Krieg, Liebe, Ehe, Affären, Depressionen, Kummer, Entscheidungen und Familie. 

Alle die mal Lust haben sich auf einen Roman einzulassen, der anspruchsvoll aber trotzdem richtig gut zu lesen ist, sei dieses Buch empfohlen. Meine Erwartungen wurden komplett erfüllt und ich bin in meiner Meinung bestärkt worden, das gute Geschichten Platz brauchen. Langeweile kam hier zu keinem Zeitpunkt auf, dass hat mich sehr beeindruckt.