Ronja von Wurmb-Seibel - Wie wir die Welt sehen

Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien

Spannendes Buch. Vor allem macht es Mut und zeigt eine etwas andere Perspektive. Im Grunde geht es um konstruktiven Journalismus. Man nimmt also die ganzen schlechten Nachrichten wahr, liefert aber zusätzlich einen Lösungsansatz, welcher dann zumindest etwas Hoffnung liefern kann. Das Buch beschränkt sich aber nicht nur auf Journalismus sondern eben auch mit dem privaten Umgang mit Nachrichten. Egal ob Zeitung oder Tagesschau, Social Media oder Geschichten die an einen herangetragen werden. Jedes Kapitel hat am Ende einen Fragenkatalog, so dass man sich selbst nochmal mit den Thesen auseinandersetzen und in die Selbstreflexion gehen kann. 

Für mich als brummelige Frau, die ich eben bin, teilweise sehr schwer. Wirklich Bock habe ich auf die Umsetzung nicht, weiß aber eben was Nachrichten allgemein anstellen können. Ich lege immer wieder Pausen ein, den letzten wirklich intensiven Nachrichtengrind hatte ich letztes Jahr im November/Dezember. Vieles läuft nebenbei und das Positive kommt zwar oft zu kurz aber ist stetig mit dabei. Ich geb mir Mühe und werde die Frage „Was war heute gut an deinem Tag?“ weiterhin nicht beantworten, wenn nichts offensichtlich positives dabei war. Alles Einstellungssache und Mindset. Das kann man wirklich trainieren und die Autorin macht hier auch einen richtig guten Job alles zu erklären und aufzuzeigen. Ich will trotzdem nicht nach den kleinsten Dingen suchen und präsentieren, als wären sie ein Erfolg. (Sie sind es trotzdem, mein Problem ist - ich will einfach nicht.) 

Das was ich mitgenommen habe, ist nochmal die Erkenntnis schwarz auf weiß: gesellschaftlicher sowie globaler Wandel braucht Zeit. Und Früher war ganz bestimmt nicht alles besser. Gerade so große Blöcke wie Krieg, Diktaturen, Klimawandel und Rechtsruck sind Themen, die richtig Kraft kosten können. Aber selbst in den Bereichen gibt es Wege und Mittel sich zu engagieren und es gibt sie, die guten Nachrichten. Erinnert ihr euch an die Demonstrationen zur gefälschten Präsidentsschaftswahl in Belarus 2020? Es sitzen immer noch politisch Gefangene in den Gefängnissen und Arbeitslagern im Land, die damals gegen die Diktatur auf die Straße gegangen sind. Maria Kalesnikava, eine der prominentesten politisch Gefangenen, ist seit dem 15.12.2025 wieder frei. Nach fünf Jahren Haft. Ich konnte es kaum glauben, als die Nachricht eintrudelte. 

Es gibt sie, die guten Nachrichten, innerhalb all der Müllberge. Man muss sie oft eben nur suchen.  


 

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