Brigitte Doppagne - Clara
Eine Erzählung die von Clara Rilke-Westhoff handelt. Clara Westhoff war Bildhauerin und Malerin. Es gab sie wirklich und sie hat in dem Künstlerkollektiv Worpswede gearbeitet. Dort hat sie auch Rainer Maria Rilke kennengelernt und später geheiratet. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum sie kaum jemand als Bildhauerin kennt sondern lediglich als Ehefrau von Rilke.
Dieses Buch ist eine Mischung aus Fiktion und Realität. Es porträtiert einen Sommerabend im Jahr 1900 in Worpswede. Clara Westhoff, Paula Becker, Otto Modersohn, Heinrich Vogeler und eben Rainer Maria Rilke (auf Besuch) treffen sich das erste Mal. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es rein vom Ablauf, sicherlich solche Tage im hohen Norden gab aber die Dialoge und Gedanken sind komplett von der Autorin. Was nicht schlimm ist, denn es fügt sich hier eine sehr schöne Szenenbeschreibung von zwei Menschen zusammen, die sich das erste Mal treffen und beide spüren, dass da etwas zwischen ihnen funkt. Sehr schön ge- und beschrieben. Das Buch hat 109 Seiten und mehr braucht es gar nicht. War eine gemütliche Stunde Zeit die ich lesend verbummelt habe.
Stellen die ich mir angestrichen habe:
"Träume von verschränkten Händen und flüsternden Lippen, einem Tisch, einem Bett, einem wehenden Vorhang. Gemeinsamkeit, die tiefer atmen ließ, die den Raum ins Unendliche öffnete, die Furcht vor dem Längerwerden der Nächte nahm." (S. 51)
"Einfach nicht denken. Die Gegenwart wie eine Sammlung von Bildnern betrachten, als wäre man unbeteiligt daran. Nicht zu nah herankommen, um den Gang der Dinge nicht zu stören. Etwas geschieht, unmerklich, unaufhaltsam." (S. 71)
"Sie kommt ganz unvermittelt, braucht weder Nacht noch Fieber als Vorwand. Mitten am Tag, wenn ich mich vor dem Licht und Lärm und Farben gehalten fühle, ist sie mit einem Mal da, reißt mich fort in eine ungewisse namenlose Umgebung. Und mit einem Mal wächst die Angst, treibt mich immer mehr in mich zurück, dorthin, wo diese Stimme ist, die mich verhöhnt und keine Ruhe gibt, bis mir der Kopf von ihren schrillen Monologen, die kein Ende finden, bersten will." (S. 94 f)

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