Julia Keay - Mehr Mut als Kleider im Gepäck
Frauen reisen im 19. Jahrhundert durch die Welt
Eine der sieben hier vorgestellten Frauen war mir bereits bekannt. Bei einer anderen kannte ich die Geschichte aber der Name fehlte mir. Dieses Buch gehört mit in die Abteilung Abenteuerliteratur und genau da hab ich es gefunden bei der letzten Buchbestellung. Ich bereue nichts. Eine Kombination die nur schwer zu schlagen ist. Die einzelnen Reiseberichte oder weitere Infos zu den Frauen findet man am Ende vom Buch im Literaturverzeichnis. Da hab ich mir bereits ein paar notiert. Es ist so spannend, da sie im 19. Jahrhundert schon in sämtlichen Teilen der Welt unterwegs waren. Mal reich und privilegiert, mal aus der Not heraus, mal aus Pflichtbewusstsein und dann auch aus reinem Interesse an anderen Ländern, Kulturen, Religionen etc. Alle diese Aspekte sind von der Autorin gut mit eingearbeitet und eingeordnet.
Los geht’s Vorhang auf für die Frauen in diesem Buch:
Emily Eden - unverheiratet, reist mit ihrem ebenfalls unverheirateten Bruder nach Indien, da er dort die Stelle als Gouverneur antreten muss. Sie hasst fast alles und kommt nur schwer aus ihrer erhabenen englischen Rolle raus. Beide verbringen über zehn Jahre in Indien, bis sie nach England zurückkehren.
Anna Leonowens - super spannende Frau und Geschichte. Sie ist in England großgeworden, ging dann mit ihren Eltern zurück nach Indien, heiratete dort und ging mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern nach Singapur. Mann stirbt, sie schlägt sich als Lehrerin durch und wird dann vom König in Siam als Gouvernante für die Kinder am Hof angeworben. Zudem arbeitet sie dann als Sekretärin für den König. Was sie so besonders macht? Ihre Bücher, die sie zurück in England schrieb, über diese Zeit sind ziemlich hart zurecht phantasiert und mit Kitsch vollgeladen. DAs Buch war in Siam damals verboten, auf Grund von Majestätsbeleidigung. Darauf basiert das Musical „Der König und ich“. Ihren Nachnamen hat sie auch neu erfunden, für den Neustart in Siam (heute ist das übrigens Thailand).
Amelia Edwards - gut betuchte Engländerin die Ägypten unsicher macht. Eine Fahrt auf dem Nil, viele Notizen, Skizzen und Ausgrabungen. Erst die absolute nervige Touristin, mit viel Zeit sowie Engagement, dann Archäologin die die untergegangene Kultur zu schützen versucht. Sie hat bei ihrer Fahrt auf dem Nil, die fast vier Monate dauert, vier Mitreisende. Die meiste Zeit über sind alle ziemlich genervt von ihr.
Kate Marsden - sie kannte ich. Denn Kate war die Engländerin die sich um an Lepra Erkrankte in Sibieren gekümmert hat. Beeindruckende Frau. Allein die Dimension der Reise die sie da abreißt ist nur schwer zu fassen.
Gertrude Bell - sehr reiche Engländerin die in Syrien, Irak und im weit verzweigten arabischen sowie persischen Raum herumreist. Sie lernt arabisch, durchquert Wüsten (mit einem gebrochenem Herz, das leider auch danach weiter besteht), reist nur mit Männern und macht das, was sie will. Sie ist spannend, denn sie hat sich vehement gegen das Wahlrecht für Frauen ausgesprochen. Hat in ihren Briefen und Reiseberichten kein bisschen auf die Lage der Frauen in den Gebieten hingewiesen. Nichts. Sie wird oft als Königsmacherin betitelt, da sie im Irak später, natürlich im Hintergrund, politisch mitgemischt hat. Letztendlich hat sie ihr persönliches Glück aber nicht gefunden und ist an einer Überdosis Beruhigungstabletten gestorben.
Daisy Bates - eine absolute Legende. Sie hat sich für die Aborigines in Australien eingesetzt und ihr Leben zum Großteil im Australischen Busch verbracht. Spannend, denn sie hat sich im Grunde dafür ausgesprochen, die Aborigines in ihrem ursprünglichen Lebensstil zu lassen und von den weißen Einwanderern zu trennen. Ihr Gedanke dahinter ist eher positiv zu werten, da sie die Kultur und Geschichten der Ureinwohner bewahren wollte.
Alexandra David-Néel - ihre Geschichte kannte ich, nur hatte ich ihren Namen nicht mehr parat. Mea culpa! Denn sie war diejenige, die trotz geschlossener Grenzen nach Tibet rüber marschiert ist. Allgemein war die Französin viel unterwegs. Sie war die erste Europäerin die den Ehrentitel Lama bekommen hat. Sprache, Klosteraufenthalte, mehrere Jahre in einer Höhle wohnen, einen 6.000 Meter hohen Gebirgspass überqueren - Alexandra hat das alles geschafft und gemacht. Und nachdem sie es über mehrere Umwege dann erledigt hatte, hat sie es sich nicht nehmen lassen, genau das dem englischen Handelsbeauftragten in Gyantse (China) auf dem Rückweg noch reinzureichen. Der hatte ihr das nämlich verboten. Hat nicht geklappt. Starke Frau.
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