Bruni Prasske - Mögen deine Hände niemals schmerzen

Iran. Eine verbotene Liebe. 

Eine Mischung aus Reisebericht, Romantisierung und absolutem Kitsch. Nachdem dann in Isfahan noch eine Liebesstory mit dazu kam, waren die letzten Seiten eine absolute Quälerei. 
Die Autorin war zwei Mal in den 90er Jahren im Iran unterwegs. Allein aber ausgestattet mit vielen Kontakten zu Familien von Exil Iranern, die sie persönlich kennt. Daher war sie nie wirklich allein und konnte sich abseits vom Netzwerk auch bewegen, da grundlegende Persisch Kenntnisse vorhanden sind und sie relativ offen an die Rundreise herangeht. Im Grunde ein sehr schönes Portrait der iranischen Zivil- und im besonderen auch der Landbevölkerung. 

Neben dem ungewohnten Verschleiern gibt es den ersten Zwiespalt. Denn zum einen nervt es und ist so manches Mal sehr unhandlich. Zum anderen wird das aber in einer Art romantisiert, die mir eben überhaupt nicht passt. Da sind die deutschen Werbeplakate in der Heimat plötzlich geschmacklos, die Aufmerksamkeit von Männern ist viel schöner, wenn sie alles erst entdecken müssen und es fühle sich sehr schnell normal an. Ich störe mich nicht an einem Kopftuch oder dem Tschador, mir geht es darum, dass die Autorin hier ein Bild zeichnet und so dermaßen auflädt. Diesen Kitsch aber mit den letzten Seiten des Buches komplett aushebelt, in dem sie von Heimweh spricht und sich darauf freut, wieder unverschleierte Frauen zu sehen, Pärchen die Händchen halten oder sich küssen etc. Letztendlich geht es doch darum, dass alle Frauen auf dieser Welt eine freie Wahl haben, wie sie sich kleiden möchten ohne dafür mit Konsequenzen in jeglicher Form rechnen zu müssen. 

Das Buch ist schon älter aber trotzdem hier noch ein wichtiger Hinweis von mir: Bitte reist nicht in die Islamische Republik Iran. Egal wie sehr euch die Abenteuerlust packt und das Land mit all seiner Geschichte und der Herzlichkeit der iranischen Zivilbevölkerung lockt, ich verstehe das komplett aber derzeitig ist die Gefahr einfach viel zu groß. Das was die Autorin da in den 90ern gemacht hat, hätte schon arg schief gehen können, ist es zum Glück nicht. Die Zeiten haben sich aber nochmal mehr ins Schlechte geändert. Die Frau, Leben, Freiheit Proteste, die damit einhergehende brutale Niederschlagung, stete Hinrichtungen und Verhaftungen plus die Verhaftung von Touristen die dann als Druckmittel genutzt werden um iranische pro Regime Kräfte aus den weltweiten Gefängnissen zu pressen. 

Iran ist immer mal wieder in meinem Augenwinkel und ich hoffe sehr, dass die Zivilbevölkerung es schafft, dass Mullah Regime zu stürzen und sich die Zukunft zu erschaffen, die sie sich erhoffen. Wenn die Menschen wieder frei reden können und die Menschenrechtsverletzungen durch das Regime aufhören, würde ich sehr gern dort vorbeischauen. Buch, kann man machen, muss aber nicht sein. Hat mich einiges an Zeit gekostet, da es mit dem Blick aus der heutigen Zeit nur schwer zu lesen ist (und für mich persönlich auch einfach zu kitschig). 


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