Friederike Hausmann - Lucrezia Borgia

Glanz und Gewalt

Dieses Buch war noch Teil des Weihnachtsgeschenks meiner besten Freundin. Schmucke Ausgabe, in schönem Leineneinband der gülden daherkommt und sogar ein bisschen glänzt. Ich hab eine Schwäche für Bücher die so schön sind. Es sieht auf den ersten Blick vielleicht etwas altbacken aus aber keine Sorge, erschienen ist es 2019 und ist somit ziemlich aktuell. 

Das bringt mich direkt zum Inhalt. Denn es ist eine Biographie. Die Protagonistin ist Lucrezia Borgia. Berühmt und berüchtigt auf Grund diverser Gerüchte und auch unzulänglichen Biographien in Romanform, die allesamt zu kurz greifen. Denn ja, Lucrezia ist die Tochter von Papst Alexander VI., wird politisch & taktisch mehrmals verheiratet, ist aber daher noch lange nicht die Hure und mordende Giftmischerin als die sie so gern betitelt wird. Auch die vielen Affären oder inzestuösen Beziehungen zu ihrem Vater oder ihren Brüdern sind zumindest aus den Quellen nicht belegbar. Sie ist eine Frau, der ein Ruf angehängt wird, welcher sie bereits zu Lebzeiten im 15. und 16. Jahrhundert ständig ereilte und erst im 21. Jahrhundert differenzierter betrachtet wird. Die Autorin macht hier einen verdammt guten Job und geht die ganze Sache sehr ausführlich und so neutral wie möglich an. Auf 284 Seiten bekommt man einen tiefen Einblick in die Geschichte der Familie Borgia, ihren Weg zur Macht, die gesamte Taktik was Heirat und Kriege angeht, mit dem speziellen Augenmerk auf Lucrezia, die in all dem Trubel eine Schlüsselrolle einnimmt. Ich habe das Buch in gut sechs Stunden heute durchgelesen. Sehr interessant, was da in Italien so los war. Manchmal verwirrend, wenn es um all die Familien, Clans und Kriege geht. Durch die guten Erklärungen und Querverweise der Autorin ist alles sortiert und verständlich aufgeschrieben. Bilder, Stammbäume, Karten und ein ausführliches Literatur- und Quellenverzeichnis runden diese Biographie zusätzlich ab. Bin sehr beeindruckt und konnte mir daher (zumindest meinem Gefühl nach) ein gutes Bild von Lucrezia machen. Sie war gar nicht so schlimm, sondern hat aus allen Situationen, in die sie geworfen wurde, versucht das Beste herauszuholen. Ihren Briefverkehr werde ich mir wohl noch genauer anschauen. Da scheint einiges sehr interessantes drin zu sein, Auszüge sind im Buch mit eingearbeitet. 

Kleiner Funfact: einer der lustigsten Namen die ich je gelesen habe tauchte im Buch öfter mal auf - Guidobaldo. 

Kann dieses Buch sehr empfehlen! Gut gearbeitet, gut geschrieben und für alle die gar keine Ahnung vom Italien im 15. & 16. Jahrhundert haben, ein übersichtlicher und verständlicher Einstieg. Ich hab so gut wie keine Ahnung von der Borgia Familie gehabt. Klar, den Namen hab ich schon gehört aber mehr nicht. Es ist ziemlich wild, ja, es lohnt sich aber wirklich da mal reinzuschauen. 

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