Fabrizia Ramondino - La Via
Es geht nach Italien. Das Buch habe ich scheinbar vor 7-8 Jahren schonmal gelesen aber ich erinnere mich an gar nichts und hab es erst ab der Hälfte gemerkt. Deswegen habe ich die Geschichte nochmal in aller Ruhe durchgelesen und weiß wieder, warum es so schon so lange im Regal steht und nie aussortiert worden ist: es ist eine sehr gute Geschichte.
Ein körperlich angeschlagener Kapitän ist für einige Monate auf Landgang und muss sich von einem Unfall erholen. Dies macht er im italienischen Dorf Acraia (Vorlage ist wohl die Stadt Itri, wo die Autorin in den 80er Jahren gelebt hat). Man schaut dem Protagonisten die ganze Zeit über die Schulter wie er von seinen entfernt Bekannten Teodosio und Onofrio durch den gesamten Dorftratsch sowie der Stadtgeschichte und der Geschichte der Bewohner geführt wird. Die alleinerziehende Nachbarin Rituzza taucht regelmäßig auf und rückt den Männern die Köpfe zurecht, der anarchistische Hirte Bartolomeo wird auf seinem Berg besucht, die drei Generäle in der Kneipe (die gar keine Generäle waren im Krieg sondern Diebe), Maria, die in einer Höhle lebt und ihre Geschichte erzählt und über allem steht die Legende der Donna Rosita. Ihre Freundin Eusebia, wird immer vorgeschickt denn von Donna Rosita weiß man vieles zu berichten aber gesehen hat sie kaum jemand. Eine Frau, die macht was sie will, sich nach dem Tod ihres Mannes verschiedene Liebschaften angelt und on top noch ziemlich reich ist.
Im Grunde genommen ist dieses Buch ein Streifzug durch eine italienische Kleinstadt oder auch Dorf, dass sich im Umbruch befindet. Der Krieg ist vorbei, vieles noch zerstört, die jungen Leute ziehen weg, die alten Häuser verfallen und es verschiebt sich vom Handwerk, Loyalität, Familie immer mehr hin zu Immobilienhandel, Abwanderung und Modernisierung. Im Grunde ein klassisches Dorf Setting und so gestaltet sich auch dieses Buch. Lange Monologe mit Geschichten von früher, lauter Abschweifungen die wiederum andere Geschichten erzählen und als Erklärungen dienen. Ein sehr schöner Einblick, der sich gut lesen lässt und genug eigenwillige sowie sympathische Charaktere vorzuweisen hat. Manchmal etwas langatmig aber trotzdem kann ich es sehr empfehlen, denn es hat beim zweiten Mal lesen sehr viel Spaß gemacht.
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