Ein Jahr

 

Ich habe schon länger überlegt, ob ich diesen Eintrag hier veröffentliche. Alles ein bisschen kitschig, ziemlich traurig und schwer. Verständlich für kaum jemanden und doch ist das nun alles hier. Nicht beworben, nirgendwo geteilt aber ein paar Leute werden es vielleicht doch sehen und draufklicken. Ich muss es irgendwo lassen, daher park ich es hier. 

Meine Katze Gabi ist seit genau einem Jahr tot. Weg. Ihre Urne steht im Regal neben meinem Schreibtisch. Eines der wenigen Dinge die regelmäßig entstaubt werden. Ihre Kratzbäume sind abgebaut und zum Teil schon entsorgt. Vieles ist wegsortiert, abgegeben, anderes steht oder liegt noch herum und wartet. Es lässt sich alles ein bisschen besser aushalten aber über den Status hinaus, bin ich nach einem Jahr noch nicht. Mal gibt es Tage an denen ich mich über andere Katzen freuen kann, an anderen Tagen breche ich einfach in Tränen aus. Sie fehlt mir so sehr. 

Es kam immer mal wieder die Frage, ob ich nicht langsam eine neue Katze haben möchte. Irgendwann bestimmt, ja. Nur ist jetzt noch nicht die Zeit, da ich immer noch dem Gedanken nachhänge - Ich will Gabi wiederhaben. Zudem sollte ich wohl erst meine Baustellen in Angriff nehmen, bevor ich mich einer neuen Katze widme. 

Gabi war mein Zuhause. Mein Grund und Ausrede für alles. In diesem Jahr habe ich es nicht geschafft mir ein neues Zuhause zu bauen. Viele Pläne gemacht, manches angefangen und dann einfach weiter mit rumgetragen. Es ging mir noch nie so schlecht - mental und seit einigen Monaten auch körperlich. Wichtig dazu: ich hab das auf dem Schirm und kümmer mich. Ich will nur nicht. Dazu gehört auch, dass ich keine Ratschläge will. Kein Mitleid, keine gut gemeinten, keine schlecht gemeinten Worte. Ich habe mich damit abgefunden, dass es kaum jemanden gibt, der mit diesem Level an Traurigkeit umgehen kann. Daher diskutiere ich das meistens nur mit meinem inneren Monolog. Das macht es auch wesentlich einfacher. Bis ich das alles erklärt habe, vergeht soviel Zeit, die niemand übrig hat. Außerdem bin ich wahnsinnig schlecht darin, Dinge auf den Punkt zu bringen. Die besten Sätze oder Zusammenfassungen fallen mir nach 2-3 Stunden ein, wenn die Konversation zu Ende oder der Text bereits geschrieben ist. Früher stand dieses ganze „Ich will nicht.“ gar nicht zur Debatte. Wer sollte sich denn sonst um meine, dann doch sehr eigenwillige und sozial problematische, Katze kümmern. Gabi war die beste Katze der Welt. 

Sie ist weg und hat gleichzeitig die gesamte Struktur meines Lebens, für 13 Jahre, mitgenommen. Allein sein oder Einsamkeit waren nie ein Thema - Gabi war ja da. Menschen sind soviel schwerer zu handhaben. Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, nicht mehr auf meine Katze zurückgreifen zu können. All die Ängste und Panikattacken, mit einer Katze die sich nachts zu dir legt und schnurrt, ist es okay. Es ist alles aushaltbar. Ich habe mir dafür zwar einen Workaround angelegt aber nunja, gegen meine kleine schwarze Katze kommt nichts an. Sie fehlt mir so sehr. 

Ich geb mir weiterhin Mühe. Mal geht es besser, mal gar nicht. Kleine Dinge funktionieren und manchmal krieg ich was geschafft. Habe nun einen Reisepass und kann überall hin. Wann es los geht, steht in den Sternen aber das Fenster für mehr Möglichkeiten ist schonmal auf Kipp. Das verfluchte draußen rumlaufen, klappt auch okay. Ich habe eine Wohnung, genug Geld, dass die Fixkosten gedeckt sind und ich ohne Sorgen einkaufen gehen kann. Es ist lediglich die Tragik des Alltags, die manchmal kickt und dann alles so schwer macht. Ich bin dankbar für die 13 Jahre mit Gabi. Ich bin es ihr schuldig, alles auf die Reihe zu bekommen. 

Will try my best. xoxo





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