Menno Schilthuizen - Darwins Peep Show

Was tierische Fortpflanzungsmethoden über das Leben und die Evolution enthüllen 

Gestern fertig gelesen, überall auf Social Media schon gepostet als Buchtipp und nun hier. Denn dieses Buch braucht etwas mehr Platz. Der Titel klang ganz nett und als günstiges Mängelexemplar habe ich es bei der letzten Buchbestellung einfach mit stapeln lassen. Ein Glücksgriff. Ich habe einen Platz in meinem Herzen für die Menschen reserviert, die sich so sehr in eine Sache hineinarbeiten und gleichzeitig in der Lage sind, dieses Wissen so aufzuschreiben, dass alle es lesen und zum Teil auch verstehen können. Dieses Buch ist ein Paradebeispiel für diese Form von Wissensvermittlung. 

Ich werde nicht alle Themen aus dem Buch hier aufgreifen, denn schließlich soll es gelesen werden. Grob gesagt: Es geht um Sex, Geschlechtsteile, Evolutionen und vieles mehr. Menschen sind was das angeht, ziemlich langweilig, daher werden hier Tiere näher betrachtet. Insbesondere Insekten aber auch Säugetiere, Meerestierchen und Schnecken. Schnecken haben hier sogar ein fast ganzes Kapitel für sich allein. Das beruht auf der Tatsache, dass sie zum einen Hermaphroditen sind (Schnecken haben männliche und weibliche Geschlechtsorgane) und das der Autor zu Schnecken geforscht hat. Die Vielfalt von Schneckensex, macht sie für mich einfach zu absoluten verrückten kleinen Biestern. Die in Europa ansässigen Schnecken mit Haus, schießen sich (manchmal gegenseitig, manchmal nur eine Partei) vor dem Samentransfer einfach einen Kalkpfeil in die Sohle. Es gibt eine Nacktschnecke, die sich mit ihrem auserkorenen Partner an einen Ast, kopfüber, hängt. Dann fahren beide ihre Penise Richtung Boden aus. Dieser kann bis zu 80cm lang sein und die Enden verknoten sich dann, während das Samenpaket runterrutscht und dann ausgetauscht wird. Was ein Aufwand! 

Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mich mal als gut informiert in Bezug auf Libellensex bezeichnen kann. Von den Spinnen mal ganz zu schweigen. Teilweise geht es so weit, dass das Männchen beim Sex stirbt und der Leichnam dann vom Weibchen noch eine Zeit lang mit rumgetragen wird. Warum? Liegt wohl daran, dass so lange die Vagina der weiblichen Spinne blockiert ist, kein anderes männliches Spinnentier da ran kann um seinen Samen zu platzieren. Natürlich darf in diesem Kabinett der Ungewöhnlichkeiten die nekrophile und homosexuelle Erpelberühmtheit nicht fehlen. Außerdem noch ein Fakt zu Stubenfliegen. Haben alle schonmal gesehen und vielleicht sogar in flagranti an der Wand erwischt. Wenn man da die Wissenschaft mit hinzuzieht, kann einem das Kichern vergehen. Stubenfliegenmännchen haben einen mit Stacheln besetzten Penis und beim penetrieren, stechen sie Löcher in die Wand der Vagina, so dass der Samen dann direkt in die Hämolymphe übergeht und schneller ans Ziel gelangt. 

Eine Sammlung von lauter kuriosen Tieren und deren Reproduktionsvorgehen. Ziemlich Penislastig das Ganze, erörtert der Autor aber direkt am Anfang vom Buch noch näher, warum genau das so ist. Spannend, interessant, relativ wenig zum kichern und trotzdem ist alles populärwissenschaftlich aufbereitet, so dass keine Langeweile aufkommt. Vor allem ist alles auch in den Kontext der sexuellen Evolution gesetzt, bei der man sich früher gar nicht sicher war, ob es diese gibt oder eben nicht. Wer also Lust auf absolutes Nischenwissen hat, dass sich gut runterlesen lässt, here you go. Viel Spaß damit. 

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