Anita Brookner - Look at me

Zeit für einen Klassiker und sogar im englischen Original. Vorab, mit soliden Englischkenntnissen kann man sich das Buch von Anita Brookner auch gern im Original holen. Das ist, zumindest im Fall von gebrauchten Büchern, sogar günstiger. Im deutschen heißt es „Seht mich an“. 

Im Buch geht es um den Alltag und dessen Tücken der Protagonistin Frances Hinton. Eine vermögende, alleinstehende Frau in London. Klingt alles nicht allzu spannend, ist es auch nicht, bis zu dem Zeitpunkt an dem sie anfängt Kontakte zu einem Pärchen zu knüpfen und dadurch einen Mann kennenlernt. Frances schreibt all ihre Beobachtungen auf und versucht neben ihrem recht eintönigen Job, als Autorin durchzustarten. Dies gelingt ihr auch mit Kurzgeschichten die in einem amerikanischen Magazin erscheinen. All das lenkt aber nicht davon ab, dass Frances sich allein durch ihren Alltag bewegt. Nach dem Tod ihrer Mutter, lebt sie mit der Haushälterin gemeinsam in einer großen Wohnung, die sich nie verändert hat. Später. Später wird umdekoriert, umgebaut, vielleicht sogar verkauft. Dieses Setting zeigt auch sehr schön, dass man in Gesellschaft allein sein kann. Die Einsamkeit tritt nur sporadisch immer mal wieder ins Bild, dann aber mit Wucht. 

Was mich so an diesem Buch fasziniert hat, ist die Tatsache, dass es relativ kurz mit 192 Seiten ist und trotzdem eine Fülle und Konstellationen im Bereich der sozialen Kontakte hat. Ich habe oft dagesessen und gestaunt, wenn Frances bestimmte Situationen für sich nochmal durchanalysiert und reflektiert. All die Selbstzweifel und die Angst sind sehr präsent und zugleich spannend zu lesen. Gerade in Bezug auf den Mann den sie kennenlernt und wie sie das Ganze angeht. Der Titel taucht auch immer mal wieder im Buch auf. Aber in verschiedenen Kontexten. Mal ein forderndes: Look at me!, dann ein seufzendes: Look at me und auch ein neugieriges: Look at me, so that I can see you better. Die ganzen Nebencharaktere, die im Buch auftauchen, sind alles kleine heimliche Stars mit vielen Facetten. Daher finden diese auch öfter den Weg in ihre Geschichten. Das ganze so kompakt und fließend geschrieben, das alle ihren Raum bekommen. Ich mag dieses Setting sehr. 

Das Buch wurde mir schon öfter empfohlen und die Autorin ist sehr bekannt. Daher habe ich es im Urlaub, endlich, vom Noch-nicht-gelesen-Stapel geräumt. Absolute Empfehlung meinerseits. 

Ein Zitat zum Abschluss, das an verschiedenen Stellen im Buch auftaucht: 

For once a thing is known, it can never be unknown. It can only be forgotten.“ (S. 183) 


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