Daniel Schulz - Ich höre keine Sirenen mehr

Krieg und Alltag in der Ukraine 

Ein Buch das schon länger auf meiner Liste stand. Von vielen empfohlen, tauchte es immer wieder in meiner Timeline auf. Ich kann mich den Empfehlungen nur anschließen. Der Krieg in der Ukraine bestimmt schon seit längerem nicht mehr die Headlines in den Nachrichten. Andere Ereignisse, andere Kriegsschauplätze und so viel mehr nehmen den Newsraum ein, dass der Kampf der Ukraine um das eigene Land nicht mehr weltweit präsent ist. Im Grunde ging es schon 2014 los, die Besetzung der Gebiete im Donbas, im Bereich Luhansk, der Krim Halbinsel und der Maidan Revolution. Für die Leute vor Ort war es die ganze Zeit ein Kriegszustand, der aber von der Welt nicht groß beachtet worden ist. Das hat sich erst im Februar 2022 geändert, als Russland einen Angriffskrieg auf die Ukraine startete und angab, Kyiv innerhalb von wenigen Tagen einnehmen zu wollen. Hat nicht geklappt. Dafür haben sich die Fronten im Osten und im Südosten verschoben, sodass es seither Kämpfe um jeden Meter Land gibt. 

Was macht das mit den Ukrainern und Ukrainerinnen? Wie sieht der Alltag abseits von Front und Schützengräben aus. Wie läuft die Logistik ab, wie die Versorgung von Soldaten und Soldatinnen. Welche persönlichen Geschichten schreibt dieser Krieg? Genau diese Punkte hat Daniel Schulz mit diesem Buch eingefangen. Geschichten von den Menschen vor Ort, er gibt ihnen den Raum für das, was sie zu sagen haben. Spricht Dinge an, hakt nach und versucht nachzuspüren was dieser Alltag im Krieg für die Menschen in der Ukraine bedeutet. Es ist im Grunde ein sehr persönlicher Reisebericht. Der Autor ist im März 2022 bis Juni 2022 durch die Ukraine gereist und hat als Journalist gearbeitet und dieses sehr persönliche Buch geschrieben. Ehrlich berichtet er, was dieser Krieg und die Angst mit ihm macht. 

Das Buch ist für alle Menschen, denen der russische Angriffskrieg auf die Ukraine nicht egal ist aber nicht die Zeit haben, sich in die Thematik einzuarbeiten. All die Nachrichten und Statusmeldungen können überfordernd sein und schnell vergisst man das große Ganze im Blick zu haben. Irgendwann sind es nur noch Soldaten und Soldatinnen die ein Dorf zurückerobert haben, die sterben oder gefangengenommen werden… in all den umkämpften Gebieten leben Menschen (Zivilisten). Alle Ukrainer und Ukrainerinnen sind betroffen, wenn die Warnapp Luftalarm via Sirenen meldet. Die Gefahr das eine Rakete in ein Wohnhaus einschlägt ist allgegenwärtig, da es immer wieder passiert. Was macht diese konstante Bedrohung mit den Menschen vor Ort, in diesem Buch kommen einige zu Wort. Freiwillige Helfer und Helferinnen, die Lieferungen und Spenden organisieren und weiter verteilen, die für ortsansässige Bewohner und Bewohnerinnen und auch für das Militärpersonal kochen, eine Ausbilderin fürs Drohnenfliegen, die Übersetzerinnen und Übersetzer, die dafür sorgen, dass die Journalisten und Journalistinnen alles verstehen, eine Frau die nach vermissten Personen sucht und so viele mehr. Sie alle erzählen von ihrem Alltag und haben Platz auf den Seiten dieses Buches gefunden. 

Man verliert schnell den Fokus, wenn man sich online in das Kriegsgeschehen begibt, besonders wenn es einen nicht persönlich betrifft. Ich war aber immer eine große Freundin von Perspektiven und dieses Buch bietet genau das. Eine Perspektive für Außenstehende von einem Leben im Krieg. Empathisch, klar und bereichernd. Daher eine absolute Empfehlung. 


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