Sven Stillich - Was von uns übrig bleibt

 

Wenn wir einen Ort, einen Menschen oder die Welt verlassen 

Und mit diesem Untertitel sind bereits die drei großen Bereiche des Buches benannt. 

Dieses Buch hat mich direkt angesprochen, denn es ist eine der Fragen, die immer mal wieder bei mir auftaucht. Was bleibt und was hinterlassen wir in der Welt, in der wir leben? Alle haben doch irgendwie den Drang etwas dazulassen, dass dafür sorgt, in Erinnerung zu bleiben. Die bloße Existenz in irgendeiner Form zu manifestieren und einfach in der großen, weiten Welt oder bei anderen Menschen einen Eindruck zu hinterlassen. 


Wenn es um die Orte geht, macht der Autor gedanklich eine Runde durch das Dorf in dem er groß geworden ist. Einiges an Funfacts bezüglich der Spuren die wir hinterlassen, sind auch mit dabei (Thema, was unsere Haut am Tag vom Körper wegstrudelt), ein Exkurs, wie man verschwinden kann und vieles mehr. Was passiert wenn einem Menschen nicht nur ein Ort sondern ein ganzes Land abhanden kommt (Stichwort DDR)? Viele interessante Aspekte gebündelt, die dazu führen in sich selbst mal nachzuhorchen, wie es so um die eigenen Orte bestellt ist. 

Im zweiten Themenbereich geht es um die Liebe. Das ganz große Thema eben. Spuren die Menschen miteinander aufbauen, teilen und in manchen Fällen wieder aufgeben müssen. Social Media betritt dort die Bühne und zeigt den Wandel von klassischen Problemen, die sich digital um einiges komplexer gestalten. Im Zuge der weiteren Ausführungen und Perspektiven, geht es auch um autobiographische Souvenirs. Dinge, die man ewig mit sich herumträgt. Die man mit Orten oder Begebenheiten verbindet. Ich muss gestehen, dass ich einige dieser autobiographischen Souvenirs in meinem Haushalt horte. Schuldig!

Und das wird irgendwann dazu führen, dass Hinterbliebene davor stehen und sich keinerlei Reim darauf machen können. Die Geschichten zu den Souvenirs existieren nur in meinem Kopf. Der Tod wartet auf uns alle und sterben gehört nunmal dazu, deshalb gibt es dazu ein Kapitel. Wenn sich der Tod ankündigt treten die Fragen ins Rampenlicht, die sonst gern weggeschoben werden. Habe ich so gelebt, wie ich es mir vorgestellt habe? Habe ich einen Abdruck hinterlassen, eine Spur die sich nachzeichnen lässt? Bin ich zufrieden? Mit viel Gefühl, verschiedenen Perspektiven und Informationen geht der Autor an dieses Thema ran. 

Es ist ein Buch voller Geschichten und Fragen auf denen man wunderbar herumdenken kann. Was mir leider fehlt, ist eine Übersicht über die im Verlauf des Buches genannten Studien und der weiterführenden Literatur. Klar, kann man sich alles rausschreiben aber es wäre schöner, am Ende nochmal eine Liste zu haben. Ansonsten gibt es hier nichts weiter zu meckern. Für alle die einfach mal wieder einen Einstieg ins Lesen brauchen und gerne Zeit ins nachdenken stecken, bietet sich dieses Buch hier sehr gut an. Nicht zu schwer, verschiedene Perspektiven und eine Thematik, mit der so gut wie alle etwas anfangen können (oder irgendwann müssen). 


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