Ryan David Jahn - Ein Akt der Gewalt

    

(Die letzte Nacht der Katrina Marino) 

Szenario: Katrina wird vor ihrer Haustür überfallen. Fünf Nachbarn sehen das, machen aber nichts. 

Und dann fängt der Autor an, diese an sich schon schwer auszuhaltende Situation, komplett zu sezieren. Alle Nachbarn werden begleitet, das Opfer, welches noch lebt aber schwer verletzt ist und auch der Täter. 

Ich wollte einfach die ganze Zeit nur schreien, denn diese Hilflosigkeit als Leserin steigert sich während des Lesens immer mehr. 

In den verschiedenen Perspektiven liest es sich manchmal etwas zäh und es geht nur langsam voran. Und dann kommt der Autor und schallert dir eine, wenn dir bewusst wird, dass diese Zeit auch für die schwerverletzte Frau vor der Haustür genauso langsam und zäh abläuft, während das Leben der anderen regulär weiterläuft, mit dem Wissen, dass sie da liegt! Man fühlt sich einfach direkt schlecht und das das ein Buch mal schafft. Puh. 

Es ist das, was der Titel sagt. Ein Akt der Gewalt. Und das in Auswüchsen die auch ohne plakative Splatter Bilder auskommt. Viel feiner schwingt das als Hilflosigkeit getarnte Nichts-tun mit, die Wahrnehmung vom Leid anderer und die direkte Verdrängung. Es ist einfach wahnsinnig gut geschrieben und für das Ende vom Buch, würde ich den Autor immer noch gerne fragen: Muss das wirklich sein?

Das Ganze ist nicht für jeden was. Es ist teilweise wirklich nicht einfach, die Hilflosigkeit, die Ignoranz, die Gewalt und das auf Gänze seziert zu lesen. Ich hatte auch mehrere Pausen während des Lesens. Wollte dann aber doch wissen wie es ausgeht. Und es hat mir sehr doll klar gemacht, nicht weggucken. (Und wenn es „nur“ der Anruf bei der Polizei ist)

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