Jennifer Haigh - Und jeden Tag ein neues Leben

Die Autorin wurde mir irgendwo auf Instagram mal empfohlen. Ein sogenannter Geheimtipp, da sie wohl eher unter dem Radar läuft und richtig gute Geschichten schreibt. Habe daher bei der letzten Second Hand Bestellung ein paar Titel von ihr mit in den Warenkorb gepackt. Den ersten habe ich nun gelesen und ja, das ist wirklich ein Tipp wert. Da ich eigentlich kein großer Roman Fan bin, hatte ich diesen hier ziemlich schnell durch. Allein die Tatsache, dass man eine Familiensaga auf 348 Seiten ausbreitet, ohne das die Leserin oder der Leser das Gefühl hat, etwas zu verpassen, ist sehr beeindruckend. Ich staune immer noch darüber, denn ich fange gerne mal das schwafeln an sobald ich tippe. 

Es geht um die Familie Novak. Sie leben in Bakerton, USA, einer Stadt die sich um eine Kohlemine angesiedelt hat.  Stanley Novak, Vater und Familienoberhaupt stirbt bereits im ersten Kapitel. Er hat in der Mine gearbeitet. Rose Novak, die Mutter, die erst in der Nähfabrik gearbeitet hat und dann die fünf Kinder versorgt. Sie kümmert sich allein um alles und erkrankt später an Diabetes. Da es in den 40er und 50er Jahren noch keine Behandlung für Diabetes gab, schlägt sie sich mit den Auswirkungen der Krankheit im Alter weiter durch, mit Unterstützung ihrer Kinder. Der älteste Sohn Georgie will nicht in der Kohlemine arbeiten und setzt alles daran, sein Leben außerhalb von Bakerton zu regeln, kehrt aber regelmäßig zurück. Zudem wird er in den Krieg eingezogen und hat mehrere Einsätze im Südpazifik. Der zweite Weltkrieg ist immer mal wieder Thema. Die älteste Tochter Dorothy geht zum arbeiten nach Washington, wird dort aber nicht glücklich und kehrt nach einem Zusammenbruch wieder nach Haus. Joyce ist das dritte Kind. Äußerst stur, strukturiert und die, die sich um alles kümmert und zudem auch alles zusammenhält. Sie war bei der AirForce und kommt danach zurück nach Hause um sich um ihre kranke Mutter und die Geschwister zu kümmern. Sandy ist der vierte und ein absoluter Wildfang. Er ist stetig unterwegs, schlägt sich durch mit Gelegenheitsjobs und taucht immer unerwartet und unangekündigt zu Hause auf. Die jüngste im Bunde ist Lucy. Sie hadert mit allem und kämpft stetig um ihre Daseinsberechtigung. Sie findet ihren Platz erst nach Studium, Rückkehr nach Hause und dem Job im Krankenhaus von Bakerton. 

Die Mine in Bakerton spielt eine zentrale Rolle. Die meisten arbeiten dort, die Landschaft wird dadurch bestimmt und am Ende der Geschichte gibt es noch ein Grubenunglück, von dem einige Angehörige betroffen sind, die eine Rolle hier im Buch spielen. Sechs unterschiedliche Wege und doch führen alle, entweder permanent oder zumindest für einige Zeit, immer wieder nach Hause. In das kleine, langsam verfallende Haus auf dem Polenhügel in Bakerton. Alle sind auf dem Weg nach Liebe und Geborgenheit. Mal mehr, mal weniger erfolgreich sind die fünf Kinder im Bereich Liebe sowie Beziehung. Man begleitet alle über drei Jahrzehnte. 

Das alles und noch einiges mehr ist sehr gut strukturiert und beeindruckend aufgebaut in diesem Buch. Die Geschichte ist nichts Neues aber so gut geschrieben, ich hab es in knapp fünf Stunden durchgelesen. Falls ihr also mal wieder einen richtig guten Roman sucht, der nicht zu arg kitschig aber eben auch nicht zu doll ist, macht ihr mit diesem Buch nichts verkehrt.  


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