Adam Fawer - Null.

 

Dieses Buch habe ich aus einem öffentlichen Bücherschrank gezogen. Sah interessant aus und der Text auf der Rückseite klang richtig gut: 

David Caine führt ein gefährliches Doppelleben. Tagsüber begeistert er Studenten für Quantenphysik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, nachts taucht er ab in die Welt der verräucherten Pokerclubs in Manhattan. Der brillante Mathematiker kann in Sekundenschnelle die Gewinnchancen seiner Mitspieler berechnen. Doch eines Nachts unterläuft ihm ein folgenschwerer Fehler, und sein Leben gerät außer Kontrolle. Mafia und Geheimdienste sind ihm auf den Fersen, als er unerwartet Hilfe von einer geheimnisvollen CIA-Agentin erhält. Eine atemberaubende Jagd beginnt, bei der David Caine nicht nur um sein Leben, sondern auch um seinen Verstand fürchten muss. 

So weit, so gut. Nicht wahr? Klingt doch nach einem Action Buch im Stil von Tom Clancy (Jack Ryan), nur mit mehr Theorie. Kategorie: Männerbuch! Action, Poker, eine Geheimagentin, die zufällig auch noch sehr gut aussieht und ihren Job sehr ernst nimmt, ein bisschen Mathe mit dabei… Abfahrt. Es lag hier ein bisschen rum und da ich für Februar noch ein Buch fertig haben wollte, habe ich mir das gegriffen. Jetzt kommt meine Wertung und ich bin ehrlich, ein paar Spoiler werden mit dabei sein. Denn: 

Das Buch hat 580 Seiten. Für die Story an sich hätten locker 200 Seiten gereicht und es wäre ein gutes Buch geworden. Schnell, Action, Kampf, bisschen Mathe, bisschen theoretische Physik, Charaktere mit Ecken die ein bisschen Raum für die eigenen Gedanken lassen - es wäre halt echt gut. Aber nein, hier hat der Autor scheinbar den Freifahrtsschein bekommen, soviele Nebenschauplätze aufzumachen, wie er will. Gefühlt nämlich alle. Das Pokern zum Beispiel ist lediglich auf vielleicht 50 Seiten „wichtig“. Ansonsten spielt es überhaupt keine Rolle. Im riesigen Gefüge dieser Erzählung erfüllt es eine Ausgangsposition aber mehr nicht. Vollkommen irrelevant und ohne diesen Abschnitt ließe sich die gesamte Geschichte trotzdem erzählen. 

Außerdem bekommt jeder Charakter, der einen Namen hat, eine eigene private Geschichte zugeteilt, die das Buch  einfach hart vollmüllen. Denn warum muss ich wissen, dass einer der Forscher Angst vor der Dunkelheit hat und wie diese in der Kindheit zu Stande kam. Also wirklich kein Protagonist und einfach völlig unnütze Informationen. Das hat mich richtig genervt und dazu geführt, dass ich diese Abschnitte nur noch überflogen habe. Es sind einfach zu viele gewesen. 

Der Gedanke hinter der Story, es geht im Prinzip um den Laplaceschen Dämon (mehr Infos dazu hier) bietet eigentlich sehr viel Potenzial. Eine spannende Theorie, die mir schon begegnet ist. Es wird ein bisschen gedehnt, ein bisschen fantasiert aber als Basis einer Geschichte gar nicht schlecht. Die Theorien und Infos dazu, werden vollkommen willkürlich innerhalb der Erzählung dann reingereicht. Ohne Vorkenntnisse ist es schwer, da Fuß zu fassen, der Aufbau hilft hier nur sehr wenig. An den Infoblöcken an sich, habe ich rein gar nichts auszusetzen. Die Platzierung passt mir persönlich einfach nicht. Eingebettet in Szenarien, wie dem folgenden: Caine sitzt mit zwei Wissenschaftlern im Café, hat dann eine „Vision“ und rettet beide damit, denn kurz danach rast ein Pick Up Truck ins Café, genau an den Platz wo die drei 4,73 Sekunden vorher saßen. Allgemein gibt es viele Explosionen, übermäßigen Schusswaffengebrauch, Schlägereien, Zufälle, Folter, Geheimdienst Allüren und vieles mehr. Muss man Bock drauf haben. 

Ein Kritikpunkt ist für mich die Verkettung von Epilepsie und Schizophrenie mit der Theorie des kollektiven Unbewussten (nach Jung, mehr Infos hier). An sich wird das theoretisch gut erklärt aber die Zusammenführung ist dann doch eher abenteuerlich. Die Krankheit als Chance begreifen, um auf das große Ganze, hier „Immer“ genannt, zuzugreifen und alles Wissen der Welt abzurufen und somit die Möglichkeit zu haben, die Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft zu sehen. Schwierig. 

An sich habe ich mit dem Genre überhaupt kein Problem. Es ist komplett Urlaub fürs Gehirn, wenn ich mir solche Bücher reinfahre. Da noch ein bisschen Cleverness und Quantenphysik reintüddeln, eigentlich eine mega gute Idee. In diesem Buch fehlt mir einfach die Struktur und die Klarheit. Die Story ist so vorhersehbar aber eingepackt in unwichtigen Nonsens, dass es sehr zäh zu lesen ist. Viel zu viele Seiten, mit unwichtigem Inhalt, der keinerlei Aufgabe hat, außer (mich) zu nerven. 

Kann man machen, muss man aber nicht. Falls jemand Bock drauf hat, ich kann es gern verschicken. Allzu lange wird es hier nicht im Regal stehen. 

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