Joan Didion - The year of magical thinking

 

Das zweite englische Buch dieses Jahr fertig gelesen. Und was für eins! Puh. Es lag sehr lange auf einem Stapel rum und nachdem ich mich nun durchgelesen habe, weiß ich auch warum. 

Nachdem ihr Ehemann John am Wohnzimmertisch zusammenbricht und stirbt, nimmt uns die Autorin ein Jahr lang mit durch ihr Leben. Trauer, Kummer, Fokus, Gedanken - alles aufgeschrieben und geteilt. Als wäre der Tod ihres Ehemanns nicht schon schlimm genug, ist ihre Tochter währenddessen im Koma. Später wird sie erneut sehr schwer krank, so dass Joan sich auf ihre Tochter fokussiert und im Grunde nur noch funktioniert. Trotzdem weiß sie, dass sie irgendwann loslassen muss und ihr Leben, ohne ihren Mann weiterführen muss. Ich glaube, alle die je eine Person oder ein Tier verloren haben, werden sich irgendwo an irgendeiner Stelle wiederfinden. Nicht alle trauern gleich aber es gibt Muster die sich doch immer wiederholen. Ich persönlich habe da einige Punkte gefunden, die mir sehr bekannt vorkommen. 

Falls sich jemand fragt worauf sich das magical thinking aus dem Titel bezieht: es sind die Gedanken, die die verstorbene Person im persönlichen Leben halten. Was würde er/sie jetzt dazu sagen? Hätte ich mehr für ihn/sie tun können? Was würde er/sie jetzt in meiner Situation tun? Und soviele andere Kleinigkeiten, die das loslassen auf später verschieben. Denn egal ob erwartet oder unerwartet, ob mit oder ohne Vorbereitung, wenn ein Mensch final weg ist, ist er/sie weg. Das ist eine Situation auf die man sich einfach nicht vorbereiten kann. Trauer (grief) und trauern (mourn) sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Beide brauchen Zeit und Aufmerksamkeit. Der klare und reflektierende Schreibstil macht dieses Buch verständlich und nahbar. Habe es sehr gern gelesen und auch ein paar Tränen vergossen. Es wird nicht immer alles einfacher. 

Abschließen will ich das hier mit einem Zitat, es ist so klar und gleichzeitig so traurig, dass es mich zutiefst beeindruckt hat: 

I know why we try to keep the dead alive: we try to keep them alive in order to keep them with us. 

I also know that if we are to live ourselves there comes a point at which we must relinquish the dead, let them go, keep them dead. 

Let them become the photograph on the table. 

Let them become the name on the trust accounts. 

Let go of them in the water. 

S. 225 f. 

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